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Projekt: Überraschungshochzeit!



Stellt euch vor, ihr bereitet euch ein Jahr auf eure Hochzeit vor - und keiner darf davon erfahren! Heimlich plant ihr hinter dem Rücken eurer Eltern, eurer besten Freunde, ja sogar hinter dem Rücken eurer 8-jährigen Kinder! Unmöglich!? Nein... sogar beim Standesamt habe ich erst mal inkognito vorgefühlt und einen Termin ausgemacht, bevor ich dann die Daten die Paares weitergegeben hab.

Alle Liebsten der beiden werden zum 40. Geburtstag der Braut eingeladen und außer der Trauzeugin wussten bis zum Tag vorher nur der Fotograf, das Brautpaar und ich bescheid. Der Fotograf und ich haben eine Backgroundstory (wir sind beide Ex-Arbeitskollegen). Dann ist der Vorabend der Hochzeit gekommen. Die Scheune der beiden ist für die "Bauer-sucht-Frau"-Geburtstags-Hochzeit herausgeputzt. Die Trauzeugin bindet mühe- und liebevoll den Brautstrauß. Der Braut-Bruder muss kurzfristig aufgrund von akuter Neugierde noch eingeweiht werden - dann kann der große Tag endlich losgehen.


Die Gäste sind soweit alle pünktlich, die ältere Generation enttarnt meine Hintergrundgeschichte geschickt mit Fragen wie: "Wie heißt noch mal der Chef? Der hat doch so einen komischen Namen..." Mir wird langsam unwohl, die Leute anzuflunkern und ständig auszuweichen - deshalb fällt mir ein Stein vom Herzen, als das Buffet eröffnet wird. Ich weiß erstens, dass es jetzt nicht mehr lange dauert bis zum Antrag und kann mich zweitens hinter einem gefüllten Teller verstecken.


Dann kommt der erste große Moment. D. bittet alle Gäste trotz Essen in die Scheune und hat seine S. an der Hand. Er bittet um Aufmerksamkeit. Einige Freunde riechen den Braten und die Aufregung steigt allseits so stark an, dass man sie fast greifen kann.


In der Scheune gibt es einen erhöhten Stein - eine Art Sockel im Boden. Hier gehen D. und S. hin, weil S. schon immer gesagt hat, dass sie auf diesem Stein einmal ja zu ihrem D. sagen wird. Heute soll es wahr werden. Bis jetzt wissen das nur 6 Leute. Viele rechnen mit dem, was jetzt kommt: ein zweiter wunderbarer Heiratsantrag - diesmal vor all ihren Liebsten - nach einem ersten vor vielen Jahren heimlich und leise - aber nicht weniger schön für die beiden - in einer Dorfkneipe.


Dann kommt der für fast alle überraschendste Teil: S. antwortet: Nein. Sie werde D. NICHT eines Tages heiraten. *Pause*

Sondern heute.


Die allgemeine Verwirrung vermischt sich mit großer Aufregung, euphorischer Freude, und - Tatendrang... Viele Freunde stürmen los, um zu besorgen, was sie für Tag x vorbereitet haben.

Auch wenn sie nicht wussten, WANN S+D heiraten werden, waren sie doch vorbereitet.


Warum wurde die Hochzeit überhaupt geheim gehalten? Das offenbart sich mir jetzt. Die Freunde karren TAUSENDE von Kronkorken an und verteilen sie auf dem Rasen. Schnell ist eine Polterecke (zum Glück auf festem Boden) eingerichtet und es scheppert, dass sich förmlich die Balken biegen. Außerdem werden noch die ein oder anderen "Scherze" (Attacken?) für nach den Flitterwochen ausgetüftelt. Einerseits sind sie die besten Freunde, die man sich nur wünschen kann, andererseits wird einem schon ein wenig Angst und Bange, wenn man ihnen so zuhört 😅 Das liegt unter anderem auch an D. selbst. Der Bräutigam dieser Überraschungshochzeit war bei den anderen Hochzeiten in seinem Freundeskreis eine - ich darf das so sagen - recht fiese treibende Kraft für (Scherze/Attacken) auf das jeweilige Hochzeitspaar... Und da sprechen wir nicht von ein paar Bechern Wasser hinter der Tür zum Beispiel sondern von kompletten Räumen voll... Die Rache, der die beiden ausweichen wollten, war also wohl nur verzögert. Aber gerade darin liegt der Zauber dieses Freundeskreises - dass man vor allem immer für einander da ist - und das kein Scherz zu derb ist für den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Ich hab bei dieser Hochzeit gesagt, dass sie mit diesen Freunden mit unerschütterlicher Zuversicht in die Zukunft schauen können. Möglicherweise wird es eine kurzzeitig etwas arbeitsintensive Zukunft um die Nachwirkungen der Hochzeit wieder aufzuräumen - aber so eine enge und innige Gemeinschaft ist schon etwas sehr besonderes.


Danke S+D für meine erste Geburtstagsüberraschungshochzeit! Und danke euren Gästen, dass sie völlig unverhofft bei schönstem Sonnenwetter und großem Bierdurst gespannt und interessiert teilgenommen haben an eurer freien Trauung zu Hause in eurer Scheune. Es war mir ein Fest :)


Eure Sylvia Ritter

Hochzeitsrednerin aus dem Kreis Tuttlingen





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